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Glaubwürdigkeitskrise im Deutschen Fußball?

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Seit Tagen bräuchten die Deutschen Profikicker der ersten Bundesliga eigentlich gar nicht mehr auf dem Rasen zu stehen um ihrer Arbeit nachzugehen. Denn seit dem Wochenende stehen statt des Sports vor allem ein Konto in der Schweiz und der Wechsel eines großen Nachwuchstalents aus dem Ruhrpott an die Isar im Blickpunkt der Öffentlichkeit.

Nun kommt noch ein Sportdirektor hinzu, der sich vor Tagen noch in der nächsten Saison weiterhin im Breisgau wähnte.

Steckt der Deutsche Fußball in einer Glaubwürdigkeitskrise, oder ist es vor allem im Hinblick auf Uli Hoeneß und Mario Götze der hierzulande typische Neidfaktor, der die Welle ausgelöst hat die den Deutschen Fußball momentan überrollt?

Uli H.: Die soziale Ader nicht vergessen

Der ehemalige Manager und jetzige Präsident des Rekordmeisters, Uli Hoeneß, dürfte der Inbegriff für Feindseligkeit sein. Keinem Sportfunktionär der letzten 40 Jahre dürfte derart häufig und vor allem derart heftig Hass und Wut entgegen geschlagen sein wie ihm. Fast egal dabei, ob er mit dem was er sagt Recht hat oder nicht. Egal, ob er mit seinem Engagement sozial benachteiligte Menschen unterstützt oder mit dem FC St. Pauli einem Fußball-Klub aus der zweiten Liga vor dem finanziellen Aus rettet.

Natürlich, und das sehe ich auch so wie alle anderen: Steuerhinterziehung ist eine Straftat und muss auch geahndet werden. Doch bei aller Häme, allem Spott und allem sonstigen, das man Uli Hoeneß jetzt an den Hals wünscht sollte man dabei nicht die anderen Seiten eines Menschen vergessen oder außer Acht lassen. Oder kann mir irgendwer dort draußen einen weiteren Steuerflüchtling nennen, der derart sozial eingestellt ist wie der Nürnberger Wurstfabrikant?

Auch die Dortmunder Fans sollten sich jetzt nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen! Denn sie dürfen nicht vergessen, das neben 16 anderen Vereinen der 1. Fußball-Bundesliga auch – und vielleicht sogar vor allem – der FC Bayern dafür war, das ihr mit fast 100 Millionen Euro verschuldeter Verein weder Zwangsabsteigen noch Insolvenz anmelden musste. Denn es ist bekannt, das die Vereine der Liga damals durchaus darüber diskutiert haben, ob die Borussia nicht doch in Unterklassigen Ligen wieder von neuem anfangen muss.

Im Gegenteil: Der FC Bayern München mit dem dermaßen verhassten Hoeneß als Manager an der Spitze lieh dem arg gebeutelten Verein sogar noch schlappe 2 Millionen Euro.

Womit wir zum Wechsel-Hammer des Mario Götze kommen. Auch hier schießen viele – typisch Deutsch wie ich finde – Lichtjahre übers Ziel hinaus.

Bayern hat nichts davon, den Dortmundern vor dem Spiel zu schaden

Natürlich ist der Zeitpunkt, zu dem der Wechsel publik wurde, äußerst unpassend. Unpassender hätte es wirklich nur Stunden vor dem Spiel sein können. Aber wer hat den Wechsel denn publik gemacht? Meines Wissens nach war es nicht der Rekord-Meister. So wie ich es sehe war es die Springer-Presse, die den Knüller öffentlich gemacht hat.

Matthias Sammer ist – denke ich – ein Mensch, der für Geradlinigkeit und political correctness steht. Der aber auch nicht zu denjenigen Menschen gehört, die man als Lügner betiteln würde. Daher glaube ich ihm 100%ig, wenn er sagt, das der Verein den Wechsel erst nach dem zweiten CL-Halbfinale bekanntgeben wollte. Zumal, was hätten die Münchener davon, die Dortmunder vor ihrem wichtigen Spiel zu verwirren und die Fans auf die Barrikaden zu treiben? Sie schaden sich mit der Debatte ja auch selber nur. Schließlich müssen die Spieler dann auch Rede und Antwort stehen zu dem Wechsel, anstatt sich auf das Spiel fokussieren zu können. Und mit der Baustelle Uli Hoeneß hat man schon genug zu tun.

Von daher halte ich es für absoluten Schwachsinn, das die Münchener mit der Bekanntgabe des Wechsels Uli Hoeneß aus der Schußlinie nehmen wollten. Er und der Verein sind es ja gewohnt, das man sich so auf sie einschießt, egal was passiert ist.

Ganz abgesehen davon: Die Protagonisten an der Säbener Straße denken auf lange Sicht, nicht bloß im Hinblick auf die nächsten 6 Monate – das unterscheidet sie von 90% der restlichen Bundesligisten und macht(e) sie so erfolgreich. Denn zwei Deutsche Vereine im Championsleague-Finale können der Bundesliga im hinblick auf die direkten Qualifikationsplätze für die europäischen Wettbewerbe weitaus mehr helfen als ein einziger deutscher Finalist.

Das die Dortmunder Fans jetzt besonders sauer auf Mario Götze sind, ist verständlich. Schließlich hat er mehrfach betont ein Dortmunder Junge zu sein und den Verein im Herzen zu tragen. Aber, wie es auch schon Jürgen Klopp in der gestrigen Presse-Konferenz (etwas anders) gesagt hat: Pep Guardiola ist nun einmal Pep Guardiola und nicht (nur) Jürgen Klopp. Früher haben sich die Top-Talente im internationalen Fußball darum gerissen, unter Jose Mourinho zu spielen. Heute tun sie es für dessen legitimen Nachfolger. Wäre er in Spanien Trainer, wäre Götze seinem Ruf auch gefolgt. Nur (für die Borussen-Fans) ‚leider‘ ist er es bald für den meist gehassten Fußball-Klubs Deutschlands.

Wechsel von Dirk Dufner kein Zufall

Die Tatsache, das Mario Götze bei den Bayern mehr verdient als bei den Dortmundern, dem Jungen jetzt zum Vorwurf zu machen und ihn mit Begriffen wie Söldner und schlimmeren zu bedenken, zeigt eigentlich einmal mehr sehr deutlich, wie der (auch typische Deutsche) Neid(faktor) das rationale Denken außer Kraft setzt. Wohl nirgendwo anders auf der Welt flippen Fans dermaßen aus, wenn ein Spieler nach einem Vereinswechsel mehr Geld verdient. Dabei hat weder in der Vergangenheit ein Spieler vom Format eines Götzes seine ganze Karriere lang nur bei einem Verein gespielt noch wird das solch ein Spieler je in der Zukunft tun. Aber auch kein anderer Spieler der erst am Anfang seiner Karriere steht hat je den Verein gewechselt oder wird das je tun, wenn sein Verdienst gleichbleibt oder gar sinkt. Ganz zu schweigen davon, das kein Fan – und sei er noch so sehr Dortmunder, Schalker oder was auch immer – genauso gehandelt hätte. Das ganze ist also nichts anderes als Pseudo-Schwafelei.

Bleibt zuletzt die Causa Dufner! Dieser hat noch am Sonntag vor laufender Fernsehkamera gesagt, das am Interesse von Hannover 96 nichts dran sei. Es hätte auch keinen Kontakt gegeben. Weiters führte er aus, das er davon ausgehe auch in der nächsten Saison Sportdirektor beim SC Freiburg zu sein.

Doch keine 24 Stunden später trennt sich der Klub aus dem Breisgau von seinem Sportdirektor und keine weiteren 24 Stunden später trifft er sich mit Hannovers Trainer Slomka in dessen Privathaus zu ersten Gesprächen. Mir kann diesbezüglich keiner, absolut niemand, erzählen das H96 nicht schon vorher seine Fühler ausgestreckt hat. Vielleicht gab es die Annäherungsversuche nicht direkt nach dem Rücktritt von Schmadtke in Hannover, aber sicher dürfte es vorher schon Morsezeichen der Hannoveraner in Richtung des Freiburger Sportdirektors gegeben haben.

Denn dafür, das es vorher Null Komma Null Kontakt gegeben haben soll, ging das Ganze doch ein bisschen zu schnell. Schließlich wurde heute nachmittag bekannt, das die Sache mit Dufner und Hannover 96 fix ist und er morgen als neuer Sportdirektor vorgestellt wird.

Was unterscheidet den Fall Dufner nun aber vom Fall Hoeneß oder dem Fall Götze derart, das darüber überhaupt nicht diskutiert wird? Schließlich wurde hier ja anscheinend auch nicht die (ganze) Wahrheit gesagt. Aber man nimmt es anscheinend quasi Schulter zuckend hin, das auch hier gemauschelt worden sein muss. Sind Freiburg und Hannover zu unbedeutend, als das man darüber spricht? Oder hat man sich durch die beiden Wechsel während der Saison von Dieter Hecking und Klaus Allofs einfach schon daran gewöhnt, das heute so geredet wird und man dann morgen doch den Klub wechselt?

Ist das, was jetzt die letzten Tage im deutschen Fußball passiert ist, Zufall? Ist das Ganze ein Spiegelbild der Gesellschaft oder hat der Fußball aktuell ein gravierendes Glaubwürdigkeitsproblem? Ich denke, das es kein Zufall ist, aber auch kein wirkliches Glaubwürdigkeitsproblem.

Der Fußball kann nicht anders sein als die Gesellschaft in der er stattfindet. Und hierzulande ist der Neid-Faktor ja sehr ausgeprägt. Man selbst könnte vielleicht für 37 Mio. den Klub wechseln und x Millionen pro Jahr verdienen, aber ist eben nicht in der Situation weil vielleicht das Talent nicht im Ansatz dafür ausgereicht hat. Genauso wie man selbst auch Konten im Ausland haben könnte, nur verdient man dafür wohl nicht genug als das eine ausländische Bank daran Interesse hätte ein solches Konto zu führen und man so selbst in die Situation kommen könnte, dem Fiskus das hart verdiente Geld vorzuenthalten.

Glaubwürdigkeitskrise im Deutschen Fußball?
Marcus


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